Ründeroth. Wer braucht schon Konzertsäle, wenn es im eigenen Wohnzimmer möglich ist, einer wunderbaren Pianistin zu lauschen? Das hat sich Albrecht Pabst aus Engelskirchen-Walbach gefragt, seither lädt er zu Konzerten im Rahmen der Veranstaltungsserie „EngelsArt in den Häusern“ in sein großzügiges Wohnzimmer ein.
Da steht ein frisch gestimmter Flügel, an dem am vergangenen Sonntagabend vor rund 50 Gästen ein besonderes Talent Platz genommen hat: Die im georgischen Tiflis geborene Pianistin Ketevan Sharumashvili. Ein Bekannter habe ihn gefragt, ob er nicht eine Möglichkeit sehe, eine talentierte Pianistin auftreten zu lassen, erinnert sich der Gastgeber. Er versprach; „Ein Hauskonzert geht immer.“
Was Pabst zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war: „Dass Ketevan eine so begnadete Musikerin ist, die längst vor großem Publikum spielt.“ Zwei Tage vor Konzertbeginn reiste die junge Pianistin mit Mann und Sohn aus den Niederlanden an, wurde Gast im Hause Pabst und gab einen ersten Vorgeschmack auf ihr Können. „Das war wirklich der Wahnsinn. Ich habe gedacht, dass da zwei Personen am Klavier sitzen müssen, so sehr rasten ihre Finger über die Tasten“, staunt Pabst. Bekannt geworden ist Sharumashvili durch ihre Interpretation der Werke des eher unbekannten Komponisten Joseph Sickman Corsen. Vergleichsweise leichte Kost, die an die Musik von Frédéric Chopin erinnert. Sickman Corsen wurde 1852 auf der niederländischen Karibikinsel Curaçao geboren und starb dort 1911. Mit einem bunten Potpourri lieferte Sharumashvili am Sonntag einen kleinen Einblick in dessen musikalisches Schaffen. Derweil konnte man ihren 17 Monate jungen Sohn Daniel durch die Fenster beobachten, wie er sich mit seinem Vater im Garten die Zeit vertrieb.
Im Wohnzimmer wurde es indes immer anspruchsvoller. Sharumashvili, die bereits mit 14 Jahren den ersten Preis beim Internationalen Rubinstein Klavierwettbewerb in Paris gewann, spielte den Schubert-Liszt-Walzer Nr. 6. Und tatsächlich: Man glaubte nicht, dass hier nur zwei Hände im Spiel sind.
Sharumashvili legte noch einen drauf mit Liszts Rigoletto-Paraphrase. Dabei schien sie voll und ganz mit dem Instrument zu verschmelzen, ihr ganzer Körper, Mimik, Gestik, alles klang mit. Und so gab es im Wohnzimmer Beifall im Stehen – und Blümchen aus dem Garten der Gastgeber.
Ungeduldiges Söhnchen
Der kleine Daniel fand nun, dass es langsam Zeit wurde, und bahnte sich den Weg zu seiner Mutter. Ein Küsschen und eine Umarmung konnte er zwar ergattern, dann aber musste noch Zeit sein für eine Zugabe: Johann Strauss’ „An der schönen blauen Donau“ in einem Arrangement von Schulz-Evler, das die Künstlerin nach eigenen Angaben erst seit ein paar Tagen übt. Dass sie dieses komplexe Stück so meisterhaft präsentierte, haute auch Albrecht Pabst aus den Socken. „Heute Morgen hat sie noch geübt und jetzt so etwas. Wahnsinn!“
www.engelsart.de