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Interview mit unserem Sprecherratsmitglied
Harry Cremer am 15.02.2021
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Harry Cremer ist Mitglied des Sprecherrats von EngelsArt und Ideenstifter und Autor des Bühnenstücks zu einer Revue anlässlich Engels‘ 200. Geburtstag am 28.11.2020.

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Wir sprechen heute über dein Projekt, die Pudding Connection, eine Revue zum 200. Geburtstag von Friedrich Engels, die im vergangenen November im Baumwolllager Uraufführung gehabt hätte. Zu den „ersten Schritten“: Was war deine Motivation zu diesem Vorhaben?

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Wir haben heute den ausgefallensten Rosenmontag aller Zeiten – und Zufall oder nicht – auch meine ersten Schritte auf der Bühne hatte ich im Karneval in Trier. Schon als 16-Jähriger wurde ich zum Karnevalssitzungspräsidenten der Kappensitzung gekürt! Die Welt als Panoptikum der ver-rückten Vorgänge – und ich als ihr kommentierender Begleiter! Eine Clownsausbildung in Portugal hat mir noch mehr mitgegeben, um meine Sprachlust, meinen Witz in der darstellenden Kunst des Theaters zu zeigen. Die Bühne ist für mich ein Ort der Selbsterfahrung und der Interaktion. Kunst und Kultur bedeuten für mich Welterfahrung, die nie satt macht. – Friedrich Engels ist ein Teil meines Lebensspaziergangs. In Trier habe ich auf dem Gymnasium Abitur gemacht, das schon Karl Marx besucht hat. Das war für mich Auslöser für meine Beschäftigung mit Politik und Soziologie. Jetzt lebe ich in Engelskirchen – in dem Ort, an dem Engels so lebendig verankert ist, dass man hier Menschen anlockt, wenn man über ihn auf der Bühne spricht!

 

Gab es von Anfang an ein Ziel?​

Friedrich Engels ist ein vielseitig begabter, interessierter und schöpferischer Geist. Zu Unrecht ist er vereinnahmt worden und entweder verdammt oder bejubelt worden für sozialistische Ideen. So wird man ihm nicht gerecht! Ich wollte ihn entstauben, so dass man ihn sehen kann als Menschen, Zeitgenossen, als einen, der alles in Frage stellte, alles neu denken wollte – aber nie eine fertige Gebrauchsanleitung für die Gesellschaft abzuliefern gedachte.

 

Was war dein persönlich größtes Vergnügen auf dem Weg?

Vergnügen und Gewinn sind eins! Engels wollte zeigen, dass alles ständig im Fluss ist, dass Dinge auf den Kopf gestellt gehören – und das habe ich erlebt in der Zusammenarbeit mit unserer 10köpfigen Truppe aus Schaupieler*innen und Musikern! Wir haben ihn gemeinsam erforscht, das Stück entwickelt, getanzt, gerappt, gesungen – sensationelle Erfahrung!

 

Kunst braucht Publikum. Gibt es eine Botschaft an das Publikum?

Schon nach den Lesungen aus den Engels-Briefen gab es Botschaften des Publikums an mich: Überraschung und Begeisterung über so viele neue Facetten eines Menschen, den man zu kennen glaubte! Seine Humanität, sein optimistisches Zukunftsdenken, seine Offenheit, der Glaube an mögliche Veränderung – darüber möchte ich das Publikum aufklären, es verwirren und zum Nachdenken anstiften!

 

Welche Begegnung oder welches Ereignis hat dich unterwegs besonders geprägt? Hat es das Ziel verändert?

Abgesehen von der Corona-Epidemie, die uns die Aufführung zum Geburtstag gekostet hat, gab es so viele positive Eindrücke, dass allein schon die Probenarbeit ein Wert an sich war. Wir haben es erlebt: das Infragestellen als Auftrag! Das eigene Leben muss in seiner Dynamik betrachtet – und mit diesen Möglichkeiten genutzt werden!

 

Und wie geht es weiter?

Auf jeden Fall wollen wir die Revue aufführen – wenn nicht schon vorher, dann doch spätestens im November… – 200 Jahre Engels + Corona!

Danke für das Gespräch!

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Katja Gerlach

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Bis es soweit ist, kann der folgende Kurzfilm Appetit machen auf die Aufführung!

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Foto + Video: Joachim Lahr

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